Rund 200 Besucherinnen und Besucher fanden sich Anfang November zum Herbstanlass des Netzwerks Palliative Care Oberwallis im Gemeindezentrum in Brig ein und unterstrichen damit, wie wichtig solche Anlässe sind: Die Bevölkerung hat ein hohes Bedürfnis an Informationen, das an diesem Abend auf vielfältige und ungewöhnliche Weise befriedigt wurde.

Die Veranstalter hatten mit dem Theater Knotenpunkt aus Zürich ein Ensemble verpflichtet, das es sich zur Aufgabe macht, die Diskussion über verschiedene schwierige Lebensfragen in Form eines interaktiven Theaterspiels in Gang zu bringen. Im Vorfeld wurden zu dem gewünschten Oberthema „Einen alten Baum verpflanzen – Übertritt in ein Alters- oder Pflegeheim in einer palliativen Lebenssituation“ zwei Szenarien bestimmt, die die Schauspielerinnen und Schauspieler emotional und sehr berührend auf die Bühne brachten.

Im Laufe des Abends ging es dann um die folgenden beiden Lebenssituationen:

Ein 55jährigen Mann lebt schwerstkrank alleine zu Hause. Seine Tochter, die selbst eine Familie mit zwei kleinen Kindern und einen 50%-Job zu bewältigen hat, gerät mit der Pflege des Vaters trotz Unterstützung der Spitex-Fachkräfte zunehmend an ihre Grenzen. So wird der Übertritt in eine Pflege-Institution zu einem Thema. Beteiligt an der Diskussion ist auch die Schwester des Vaters, die zwei- bis dreimal im Jahr zu Besuch kommt. Sie wehrt sich stellvertretend für ihren Bruder – nachdem dieser doch ein Leben lang alles für die Tochter getan habe, sei der Vorschlag, in eine Institution zu gehen, eine absolute Frechheit.

An dieser Stelle der Geschichte wurde das Schauspiel unterbrochen und das Publikum eingeladen, in die Szene mit einzugreifen. Es war spannend zu sehen, was für Hinweise und Anregungen, aber auch Schuldzuweisungen die Wortmeldungen enthielten. Immer wieder wurden kleine Szenen auch spielerisch umgesetzt. Die Anwesenden waren sehr ergriffen von dem, was sich auf der Bühne tat und beteiligten sich rege am Geschehen.

Auch das zweite Szenario sorgte für Emotionen: Ein hochaltriges Ehepaar – in wenigen Tagen steht der 60. Hochzeitstag bevor – schlägt sich zuhause mehr schlecht als recht durch: Die Ehefrau kann seit einem halben Jahr das Bett nicht mehr verlassen. So liegt sie in ihrem Bett und streichelt ihre Katze “Mitzi”, die beiden Eheleuten sehr wichtig ist. Er kümmert sich rührend um seine Frau, unterstützt von einem Pflegeeinsatz der Spitex pro Tag. Die restliche Zeit verbringen sie allein, da beide Söhne nicht in der Nähe leben. Während die Ehefrau Bärti Imboden sich durchaus für einen Umzug in ein Pflegeheim erwärmen kann, will ihr Mann sein Zuhause nicht verlassen und auch sie nicht gehen lassen.

An dieser Stelle wurde wiederum das Publikum mit einbezogen, das sich lebhaft und emotional beteiligte. Es war spürbar, dass das Spiel einiges auslöst bei den Zuschauern, naturgemäss Unterschiedliches je nach Alter der jeweiligen Person.

Caroline Walker Miano, Präsidentin des Vereins Hospiz Oberwallis HOPE, die als Teil des Netzwerks an diesem Abend teilgenommen hat, zeigte sich beeindruckt von der Intensität, die diese Form der Themenaufnahme beim Publikum hervorgerufen habe. „Der Abend war spannend, berührend, emotional aber auch mit viel Humor gespickt. Viele Leute sind auch nach offiziellen Ende des Programms noch für den Apéro geblieben und haben die Gelegenheit für einen sehr angeregten Austausch genutzt. Ein rundum gelungener Abend.“