Eine Auszeit vom Sterben für 10’000 Kinder und Jugendliche in der Schweiz

  • Eröffnung des Flamingo Kinderhospiz am 6. Januar: das erste im Kanton Zürich
  • Zufluchtsort für 10’000 Kinder und deren Familien
  • Spendenaufruf: nur mit Spenden kann das Haus bestehen

Medienmitteilung Flamingo Kinderhospiz Zürich, Fällanden, 2. Dezember 2025

Keno, Mary-Jane und Jamy sind drei von 10’000 Kindern in der Schweiz mit einer unheilbaren Krankheit, die ihr Leben verkürzt. Der 6. Januar 2026 wird für sie ein ganz besonderer Tag, denn dann eröffnet das Flamingo Kinderhospiz in Fällanden, Zürich. Ein Ort der Hoffnung für die von Geburt schwer beeinträchtigten Kinder und ihre Familien. Hier soll das Leben gefeiert werden – trotz der schweren Umstände rund ums Sterben.

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«Man braucht einen Ort wie das Flamingo Kinderhospiz, um das zu überstehen» Maike Nugor, Mutter

«Das Flamingo Kinderhospiz ist ein Zufluchtsort für uns, für eine akute kritische Notlage, in der Keno wieder so krank ist, dass wir nicht mehr zuhause wohnen können», sagt Maike Nugor. So wie in der Akutphase 2019, als ihr Sohn rund um die Uhr medizinische Hilfe brauchte. Im Spital durfte der damals 8-Jährige jedoch nicht bleiben, da er als austherapiert gilt. Erwachsenenhospize nehmen keine Kinder auf. «Wir waren völlig verzweifelt und hätten uns nichts dringender gewünscht als einen Ort wie das Flamingo Kinderhospiz.»

«Es ist Knochenarbeit, das hinzukriegen, ein unglaublicher Marathon» Jenny Kammermann, Mutter

Wenn ein Kind lebensverkürzend erkrankt, stellt es das Leben seiner ganzen Familie auf den Kopf. Termine, Pflege, Unsicherheiten und ständige Alarmbereitschaft bestimmen den Alltag von Kenos Familie seit mittlerweile 12 Jahren. Jeder Tag ein Hindernislauf. Allein vier Stunden pro Tag dauert die Nahrungsaufnahme über eine Sonde. Zwanzig Medikamente in 4 Portionen, zehn Mal zwischen 7 bis 22:00 Uhr. Hinzu kommen 60 medizinische, pflegerische und therapeutische Massnahmen. Jede Minute ist getaktet, jeden Tag aufs Neue.

«Ein schwerstkrankes Kind zuhause zu pflegen, ist hart,» sagt Juerg Herren, Präsident der Stiftung Kinderhospiz Schweiz. «Jede betroffene Familie leistet Unermessliches. Ich habe miterlebt, wie Familien daran zerbrochen sind. Aufenthalte im Kinderhospiz helfen, dies zu verhindern.»

Auch Mary-Janes Vater hat die Familie verlassen, noch vor ihrem ersten Geburtstag. Im Alltag wird ihre alleinerziehende Mutter Ariana Powers von einem Netzwerk aus Pflegefachkräften und Physiotherapeuten unterstützt und auch die Familie ist da. Doch es gab Monate, als sie auch nachts auf sich allein gestellt war.

«Einfach loslassen – das geht nicht», sagt Ariana Powers. Aber einfach weitermachen auch nicht, sonst bricht man zusammen. «Was machen wir, wenn ich mal krank werde?»

Den Tagen mehr Leben schenken

Das Flamingo Kinderhospiz ist der erste Ort im Kanton Zürich, an dem Familien mit einem unheilbar erkrankten Kind mehr erhalten als medizinische-pflegerische Unterstützung: Sie finden Stabilität, Geborgenheit, Orientierung und Zeit zum Durchatmen. «Im Kinderhospiz geht es darum, die Lebensqualität der Familien zu verbessern, mit fachlicher Begleitung, aber genauso mit Wärme, Zeit und echten Begegnungen», sagt Geschäftsführerin Elisabeth Brenninkmeijer. «Manche Kinder sind wütend, manche traurig, einige kämpfen, andere möchten irgendwann loslassen. Alle aber brauchen Menschen, die ihre Bedürfnisse verstehen und ihnen Sicherheit geben.»

Ein fast 20-köpfiges-Team diplomierter Pflegerinnen und Pfleger bietet dafür professionelle Unterstützung im 24-Stunden-Betrieb: Medizinisch-pflegerische Expertise, Symptomkontrolle, psychosoziale Unterstützung und Seelsorge – all das ist hier gegeben, inklusive Physioraum mit Sprossenwand und Rutschbahn und einem Pflegebad mit Deckenlift. Das Haus ist mit Liebe eingerichtet, im Spielzimmer können sich die schwerkranken Kinder ablenken und der «Snoezelenraum» regt mit Farben, Lichtspielen und Wasserbett ihre sinnliche Wahrnehmung an. Auch für die gesunden Geschwister – die bei einem schwerkranken Kind oft zu kurz kommen – ist gesorgt: mit angeleiteten Geschwistergruppen, wo sie gleichgesinnte Freunde finden können.

«Ein Kinderhospiz ist wie eine Passhöhe in den Bergen: Ein Ort zum Krafttanken, bevor es weitergeht.» Elisabeth Brenninkmeijer, Geschäftsführerin Flamingo

«Jamy liebt das Leben zu 200 %», so Jenny Kammermann über ihren 6-Jährigen. «Er ist fröhlich, wissbegierig, mag andere Kinder. Er gibt uns so viel, von Jamy lernen wir jeden Tag, was wirklich wichtig ist im Leben.» Jamy und seine Familie standen als eine der ersten auf der Aufnahmeliste des Flamingo Kinderhospiz. lebensnotwendig sei dieser Ort für sie, so seine Mutter.

Bei dem Begriff palliative Pflege denken viele: Dieses Kind steht kurz vor dem Tod. «Das stimmt nicht», so Elisabeth Brenninkmeijer. Die Kinder seien zwar oft schwer beeinträchtigt durch einen genetischen Defekt oder eine neurologische Erkrankung – aber sonst gesund und leben oft viele Jahre. Sie gehen durch Krisen, erholen sich wieder, wachsen – und brauchen in all diesen Phasen professionelle Begleitung. «Das ist besonders tragisch, denn es lässt sich überhaupt nicht vorhersehen, wie lange ein Kind lebt.» Manche sterben bereits als Kleinkinder, andere werden auch erwachsen.

«Feiert ihr meinen Geburtstag auch, wenn ich nicht mehr da bin?» Junge in Palliativbetreuung

Im Kinderhospiz begleiten Psycholog:innen und bei Bedarf Seelsorger:innen die Eltern und stehen ihnen bei, wenn das Leben zu Ende geht. In der Schweiz wünschen sich die meisten Eltern von unheilbar kranken Kindern, dass ihr Kind, wenn es denn so weit ist, im vertrauten Umfeld zu Hause sterben kann. Doch dieses Glück haben nur 17 % von den rund 300-400 Kindern, die pro Jahr in der Schweiz sterben, so eine Studie des Zürcher Kinderspitals.

«Ein Kind kann nur sterben, wenn seine Eltern das zulassen», sagt Elisabeth Brenninkmeijer. «Manche Kinder versuchen, ihre Eltern zu schützen und bitten uns, den Eltern zu erklären, «dass sie mich irgendwann gehen lassen dürfen. Ich möchte nicht, dass sie traurig sind.»

Keno ist heute 14 Jahre alt, ihn plagen viele verschiedene Symptome. Maike Nugor und ihr Mann sind sich einig: «Nach dem Leid, das Keno und wir erlebt haben, wissen wir, wie schlimm eine Akutphase für Keno ist. Wir sind bereit, ihn in so einem Moment gehen zu lassen.»

Das erste Kinderhospiz im Kanton Zürich schliesst eine Versorgungslücke

Im Flamingo Kinderhospiz erhalten gleichzeitig bis zu acht Kinder und ihre Familien eine Auszeit vom Alltag – bis zu 2 Wochen am Stück und das bis zu 28 Tage im Jahr. Pro Aufenthaltstag zahlt eine Familie CHF 80.

Wäre jedes Zimmer durchgehend ausgelastet, wären das maximal 184 Familien pro Jahr. Immerhin, aber tatsächlich viel zu wenig.

Hospize sind ein schwieriges Thema in der Schweiz. In Europa gibt es 133 Kinderhospize. In der Schweiz ist das Flamingo Kinderhospiz erst das zweite überhaupt. Anders als in anderen europäischen Ländern gibt es in der Schweiz keine gesetzlichen Tarife für Hospize, öffentliche Gelder sind begrenzt. Kinderhospize müssen sich hauptsächlich über Spenden finanzieren.

Ohne Spenden geht es nicht

Der Bau des Flamingo Kinderhospizes wurde massgeblich durch Spenden getragen. Um den laufenden Betrieb zu ermöglichen, benötigt das Kinderhospiz jedoch pro Jahr rund CHF 2.8. Mio. Spenden.

Jede Spende hilft, diese ganzheitliche Begleitung möglich zu machen.

Sie sorgt dafür, dass Kinder ihre individuellen Bedürfnisse erfahren, Eltern und Geschwister Momente der Ruhe und Normalität erleben können – und dass Familien nicht allein durch die schwerste Zeit ihres Lebens gehen müssen.

Hier spenden: Leben schenken – Flamingo Kinderhospiz

Die Fotos können sie sich hier herunterladen: Downloads – Stiftung Kinderhospiz Schweiz Quelle:

  • Fotos Familien: Copyright Stiftung Kinderhospiz Schweiz, Fotografin Seraina Semmelroggen
  • Fotos Flamingo (Haus): Copyright Stiftung Kinderhospiz Schweiz, Fotograf Samuel Pfleumer

Möchten Sie sich das Flamingo Kinderhospiz anschauen? Haben Sie Interesse an einem persönlichen Interview mit einer der Personen?
Rufen Sie mich an, ich stelle gern den Kontakt her.
Nicola Presti, Kommunikationsbeauftragte der Stiftung Kinderhospiz Schweiz, Tel.: +41 (0)78 790 48 39, nicola.presti@kinderhospiz-schweiz.ch

Hinweis:
Die genannten Personen haben der namentlichen Veröffentlichung zugestimmt.